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[1996] Großbrand Firma Sano

Großbrand Firma Sano
Einsatz vom:07.10.1996
Alarmzeit:13.32 Uhr
Einsatzort:Grafenwald
Einsatzart:Brand
Eingesetzte Wehren:Loiching, Wendelskirchen, Weigendorf, Höfen, Niederviehbach, Dingolfing, Frauenbiburg, Frontenhausen, Werkfeuerwehr BMW Dingolfing, Poxau, Oberviehbach, Gerzen, Landshut, Vilsbiburg, Sossau, Marklkofen, Landau
Einsatzdauer:mehrere Tage
Eingesetzte Fahrzeuge (FF Loiching):47/1

Bericht:

Am Montag, den 7. Oktober 1996 wurde um 13:32 Uhr Alarmstufe 3 für die Gemeinde Loiching von der Polizeiinspektion Dingolfing mit folgender Meldung ausgelöst:
"Großbrand bei Fa. Sano in Grafenwald"

Aufgrund unsachgemäßer Schweißarbeiten geriet eines von 36 Futtermittelsilos im Hochregallager in Brand.
Das Feuer konnte sich rasch ausbreiten.

Nach Alarmplan rückten zunächst folgende Wehren an:

FF Wendelskirchen
FF Höfen
FF Weigendorf
FF Frauenbiburg
FF Dingolfing
FF Oberviehbach
FF Loiching

Zugleich mit der Erstalarmierung wurde die Rettungsleitstelle Landshut alarmiert.

Nach einer ersten Erkundung wurde festgestellt, dass sich keine Menschen mehr im Bereich der Silos aufhielten.

Das Silogebäude stand zu diesem Zeitpunkt bereits im Vollbrand.

Im Hinblick auf die akute Gefahr der Brandausbreitung auf das Bürogebäude mit angebautem Hochregallager sowie auf die angrenzenden Wohnhäuser wurde zunächst ein Außenangriff mit Wasserwerfern, B-Rohren sowie über die Wenderohre der Drehleitern und vor allen Dingen ein massiver Innenangriff angeordnet.

Unmittelbar nach Anlauf der ersten Einsatzmaßnahmen ging es weiter darum, eine Einsatzleitung aufzubauen und entsprechende Einsatzabschnitte zu bilden. Die Einsatzleitung - örtlich in der Anfahrt stationiert unter Verwendung des Führungskraftwagens (FüKW) der Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung (UG-ÖEL) - übernahm Ortskommandant Josef Klugbauer, der durch KBR Ludwig Thalhammer, KBI Alfons Weinzierl und die Kreisbrandmeister Josef Dausend und Michael Hilpert unterstützt wurden.

Es wurde ziemlich schnell klar, dass die Löschwasserversorgung aus dem öffentlichen Netz und der Löschwasserbehälter der Sprinkleranlage nicht ausreichen würden. Deswegen wurden zunächst zur Speisung der Wenderohre der Drehleitern sieben Tanklöschfahrzeuge im Pendelverkehr eingesetzt. Zusätzlich wurden dann zwischen 14.15 Uhr und 14.30 Uhr Landwirte mit Güllefässern zum Wassertransport angefordert.

Da mit den vorhandenen Kräften bestenfalls Widerstandslinien gebildet werden konnten, wurde beschlossen, weitere massive Kräfte nachzualarmieren, um nicht vor unliebsame Überraschungen gestellt zu werden und auch um Reserven bilden zu können:

FF Sossau
FF Frontenhausen
FF Niederviehbach
FF Marklkofen
WF BMW Dingolfing
FF Landau
FF Gerzen
FF Landshut
FF Vilsbiburg
FF Poxau

Die Aufgabe und das Ziel des Feuerwehreinsatzes war es, den Brand auf den beim Eintreffen vorgefundenen Umfang zu begrenzen. Um dies bei einem Großbrand diesen Ausmaßes umsetzen zu können, wurde von allen Einsatzkräften teilweise bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit der Einsatz abverlangt. Es soll damit zum Ausdruck gebracht werden, dass Einsatzkräfte teilweise unter extremsten Bedingungen und unter größter eigener Gefahr im Einsatz waren.

Auch war dies nur zu erreichen durch massivsten Einsatz von Personal und Material, sowohl im Außenangriff wie auch besonders im Innenangriff.

So kamen u.a. die vier Drehleitern der Wehren Dingolfing, Landau, Vilsbiburg und Landshut zum Einsatz. Mit Wasser- und Schaumwerfern wurde versucht, das brennende Futtermittel abzudecken und so das Feuer zu ersticken.

Um ein Übergreifen im Innenbereich, zum Hochregallager und zu den Wohnhäusern verhindern zu können, mussten die Einsatztrupps wegen der starken Rauchentwicklung teilweise bis zu viermal mit umluftunabhängigem Atemschutz in den Einsatz gehen. Insgesamt kamen rund 95 Atemschutzgeräteträger zum Einsatz. Trotz dieser Strapazen waren sie bereit, diszipliniert weiterzukämpfen, um zu helfen und den Schaden möglichst gering zu halten.

Gegen 21.00 Uhr war der Brand soweit unter Kontrolle, dass eine Brandausbreitung auf die angrenzenden Gebäude nicht mehr zu befürchten war.

Allein schon die Anzahl von 236 leergeatmeten Atemluftflaschen sprechen eine beredte Sprache für die Schwierigkeiten dieses Einsatzes.
Insgesamt waren von den 17 eingesetzten Feuerwehren 425 Mann (hohe Anzahl wegen der Ablösung) im Einsatz.
Sechs Feuerwehren waren wegen der umfangreichen Nachlöscharbeiten über 24 Stunden im Einsatz.
Von den 425 Feuerwehrdienstleistenden wurden bei diesem Einsatz 4.221 Stunden geleistet, die sich wie folgt aufgliedern:
2.761 Stunden Einsatzzeit
1.460 Stunden Brandwache

Allein von der Ortsfeuerwehr waren einschließlich Brandwache, die sich bis Freitag Nachmittag, also fünf Tage und Nächte hinzog, 84 Mann 1.050 Stunden im Einsatz, davon 627 Stunden für die Brandwache. Für den Einsatzleiter wie für die Führungsdienstgrade des Landkreises war es bewundernswert, mit welcher Einsatzbereitschaft und wie diszipliniert bei diesem Einsatz gearbeitet wurde.
 

Zum Einsatz kamen
3 Tragkraftspritzenfahrzeuge,
4 Drehleitern,
10 Löschgruppenfahrzeuge,
3 Gerätewagen,
5 Mehrzweckfahrzeuge,
1 Einsatzleitwagen,
also insgesamt 35 Fahrzeuge.

Es wurden 13 C-Rohre (die meisten davon im Innenangriff), 4 B-Rohre, 4 Wasserwerfer, 3 Wenderohre, 1 Schaumwerfer sowie 2 Schaumrohre im Innenangriff eingesetzt.

Ferner wurde durch die Polizei noch ein Polizeihubschrauber mit einem Außenlastbehälter (500 l) angefordert, der die Feuerwehren bei der Brandbekämpfung unterstützte. Ein wesentlicher Erfolg konnte hier aber nicht verzeichnet werden. Grund war die doch geringe Wassermenge von nur 500 Litern je Anflug.

Der Wasserverbrauch lag in der Spitze bei ca. 9.800 l/min, wobei hier die Schaumrohre noch nicht berücksichtigt sind. Um den Brandherd abdecken und ersticken zu können, wurden über Schaumrohre und Schaumwerfer insgesamt ca. 5.000 Liter Schaummittel verbraucht.

Um 21.45 Uhr wurde die Werkfeuerwehr BMW Dingolfing noch mit Prüfröhrchen zur Schadstoffmessung angefordert. Gesundheitsgefährliche Dämpfe oder Gase wurden jedoch nicht festgestellt.

Noch während des Brandes nahmen die Ermittlungsbehörden ihre Arbeit zur Feststellung der Brandursache auf. Nach Angaben der Brandfahnder ist dieser Großbrand durch unsachgemäße Sicherheitsmaßnahmen bei Schweißarbeiten entstanden: Ein Arbeiter der Fa. Sano führte im 3. OG im Silobereich Schweißarbeiten mit einem Elektroschweißgerät an einem Metalldeckel der Trevira-Silos (Stoffsilos) durch. Der Monteur wollte eine Schraube bzw. Öse zur Befestigung einer Kette, die zum Öffnen der Silos gedacht war, am Deckel anschweißen. Dabei fiel ihm vermutlich glühende Schlacke in eines der Trevira-Silos, das dadurch dann in Brand geriet. Die Silos waren mit Vitaminen für die Zumischung zum Futtermittel gefüllt. Anschließend verließ der Arbeiter den Bereich der Silos.

Der Brand konnte sich dann unbemerkt rasch ausbreiten. Als das Feuer von Firmenangehörigen bemerkt wurde, wurden zwar noch eigene Löschversuche unternommen, die aber zwangsläufig fehlschlagen mussten. Daraufhin wurde die Polizei über Notruf und zugleich die örtliche Feuerwehr über den örtlichen Feuermelder alarmiert.

Der Schaden, der bei diesem Brand entstanden ist, liegt schätzungsweise bei 7 bis 10 Millionen DM.
 
 

nach dem Bericht des Kreisbrandinspektors    
Alfons Weinzierl    

Marco Heine  

Einsatzfotos